Mittwoch, 6. April 2011

Der Weg zur erneuerbaren Energie: Teil 1 – Energieerzeugung

Seit dem Reaktorunfall in Fukushima bestimmt die Energiepolitik die politische Debatte. Die Landtagswahl in Baden-Württemberg und die zahlreichen Demonstrationen der vergangenen Wochen zeigen, dass die große Mehrheit der Bevölkerung die Atomkraft ablehnt. In diesem und den beiden kommenden Posts werde ich die Hintergründe der Stromerzeugung und des Strommarkts analysieren.

Die moderne Zivilisation ist abhängig von Elektrizität. Licht, Computer, Ampeln, Züge und vieles mehr benötigen elektrische Energie. Was elektrische Energie und Strom sind, erklären am besten Physiker: hier, hier und hier. Die elektrische Energie kann auf verschiedene Arten gewonnen werden. Grundsätzlich kann dabei zwischen konventionellen und erneuerbaren Energieträgern unterschieden werden. Konventionelle Energieerzeugung durch Atomkraft und fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und -gas hat neben anderen drei zentrale Nachteile:
  1. Begrenzte Ressourcen (Uran, Kohle, Öl und Gas) werden benötigt um mit Hilfe dieser Techniken Strom zu gewinnen.
  2. Die Nutzung der Kernenergie geht mit einem enormen Risiko einher, was zu Katastrophen wie in Tschernobyl, Fukushima oder Harrisburg führen kann. Außerdem gibt es weltweit kein sicheres Endlager für den bei der Produktion entstehenden radioaktiven Müll.
  3. Fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas werden verbrannt um Strom zu produzieren, wobei vor allem klimaschädliches CO2 entsteht. Und auch Atomkraftwerke tragen nicht zum Klimaschutz bei, anders als uns das die Energiekonzerne weismachen wollen.
Das Satiremagazin Extra 3 vom NDR fasst das alles dann so zusammen:


Die Nachteile der Kernkraft und der fossilen Energiequellen können bei der Stromproduktion durch erneuerbare Energie weitestgehend ausgeschlossen werden, da hier die Nutzung des Energieträgers nicht zu Erschöpfung der Quelle beiträgt. Beispiele für regenerative Energieformen sind Wind-, Wasser- und Solarkraft sowie Erdwärme. Jedoch ist auch diese Form der Stromerzeugung nicht problemfrei.
  1. Die Energiegewinnung mit erneuerbaren Energien kann zu Umweltschäden führen. Bei der Wasserkraft können diese Eingriffe besonders schwerwiegend sein und Fisch- und Pflanzensterben durch Veränderungen des Flußbettes zur Folge haben. Windräder können zu Vogel- und Fledermausschlag führen.
  2. Ein massiver Umbau des Energienetzes wäre zur effizienten Nutzung der erneuerbaren Energien notwendig. Momentan ist das Netz auf zentrale Großkraftwerke ausgerichtet. Bei einem Ausbau der erneuerbaren Energien entstehen über ganz Deutschland verteilt eine Vielzahl kleinerer Kraftwerke, die an das Stromnetz angeschlossen werden müssen. Dafür sind entsprechende Investitionen notwendig.
  3. Zwar befürwortet die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung den Ausbau und den Umstieg auf regenerative Energien, jedoch kommt es beim Bau von Kraftwerken und nowendigen Hochspannungsleitung immer wieder zu regionalen Protesten. Diese betreffen aufgrund von Rotorengeräuschen und Schattenwurf besonders Windkraftwerke.
Technische und politische Lösungsansätze
Die meisten hier beschriebenen Nachteile lassen sich zumindest teilweise vermeiden. So können beispielsweise Fische unbeschadet durch verbesserte Turbinen schwimmen. Die gesellschaftliche Akzeptanz kann erhöht werden, indem vor und während der Planung die Bevölkerung eingebunden wird. Außerdem treten viele der genannten Probleme bei der Solarenergie nicht auf. Auch wäre der Umbau der Energienetze in den kommenden zwei Jahrzehnten problemlos machbar, wenn der politische Wille dafür da wäre. Bei der Bankenrettung 2008 konnten in kürzester Zeit Milliardenbeiträge bereitgestellt werden ohne das sich etwas Grundlegendes am Bankensystem geändert hat. Der Umbau des deutschen Energieversorgung wäre eine Zukunftsinvestionen, bei der sich die Kosten auf mehrere Jahrzehnte verteilen. Daneben würde sich diese Kosten recht schnell amortisieren, da auf teure Rohstoffimporte verzichtet werden könnte.

Erneuerbare sind überlegen
Aufgrund der fundamentalen Nachteile der konventionellen Stromerzeugung sind erneuerbare Energiequellen eindeutig vorzuziehen. Doch wie weit ist der Weg bis zur vollständigen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien?

Weltweit beträgt der Anteil der regenerativen Energien 19 Prozent, was vor allem an der Verbrennung von Biomasse wie Holz in Schwellen- und Entwicklungsländern liegt. In Deutschland muss die Herkunft des Stroms nach dem Energiewirtschaftsgesetz gekennzeichnet werden. 2009 wurden demnach 17 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energieformen, ein Viertel aus Kernenergie und die übrigen 58 Prozent aus fossilen und anderen Energieträgern gewonnen. Laut der Leitstudie des Bundesumweltministeriums wäre es realistisch die Kernenergie bis 2020 komplett durch erneuerbare Energien zu ersetzten und bis 2050 weitestgehend die gesamte Stromversorgung durch erneuerbare Energien bereitzustellen.

Druck auf Politik und Wirtschaft
Somit wird deutlich, dass zumindest in Deutschland der Weg zu den erneuerbaren Energien möglich und machbar ist. Alles was es dafür braucht, ist der politische Wille zum Handeln. Dafür brauchen wir den Druck an den Urnen und auf den Straßen. Aber auch die Abstimmung über die Stromrechnung kann dazu beitragen, den Strommarkt in die Richtung der regenerativen Energien zu lenken. Der nächste Post wird sich deshalb genauer mit dem Strommarkt befassen.

Quelle: Anti-Atom Demo auf Flickr